Alois Kottmann
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Wort  
Daneben aktivierte Kottmann weiterhin seine solistische Tätigkeit, die ihren vielleicht bedeutendsten und bleibenden Ausdruck fand in den Einspielungen der Bach´schen Solopartiten und -sonaten. Diese in der Violinliteratur exponierten Werke stoßen oft auch bei prominenten Geigern auf eine gewisse Hilfslosigkeit, die mit virtuosen Gesten überspielt wird. Ganz anders Kottmann, dem die Stücke innigst vertraut sind und der sie mit einer unprätentiösen, selbstverständlichen und vollendeten "Richtigkeit" wiedergibt - man möchte den Begriff "Interpretation" dabei ausdrücklich vermeiden, denn Kottmann interpretiert oder geheimnisst nichts in diese Musik hinein - er spielt sie, wie sie ist, und man hat beim Hören das untrügliche Gefühl, Bachs Musik ist so, wie Kottmann sie spielt. Der Wiedergabekünstler verwandelt sich dem Komponisten völlig an - Ergebnis einer Versenkung in den Notentext, die umfassendes Wissen mit unbewusst-mystischer Hingabe verbindet. Kottmanns Bachspiel, eine Sternstunde der Wiedergabekunst, hochberühmt inzwischen bei den Kennern. Es ist schön, dass diese Aufnahmen zustande kamen und in der Lage sind, auch an fernen Orten und noch in künftigen Zeiten eine außergewöhnliche geigerische Könnerschaft zu dokumentieren. Alois Kottmann hat sich mit diesen Aufnahmen in die Musikgeschichte eingeschrieben.
Und das ist ein weiterer Widerspruch in dieser künstlerischen Vita: Die Bescheidenheit eines auf die Region konzentrierten, vor allem als Orchester- und Instrumentalerzieher namhaften Musikers, ist imstande, sich zu überschreiten und am imaginären Konzert der Weltmusik teilzunehmen - denn wie anders wäre der schöne Ausdruck "Weltmusik" zu verstehen als so, dass einer es verdiene, auf der ganzen Welt Gehör zu finden für das, was er zu sagen hat. Der Künstler Alois Kottmann hat uns noch viel zu sagen.