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Die Hofheimer Musiktage

Albrecht Goebel:
Wie schon zu Anfang angedeutet, ist mit Ihrem Namen nicht zuletzt die Gründung der Hofheimer Musiktage verbunden. Die Öffentlichkeit hat schnell erkannt, dass diese Musiktage eine unverwechselbare Prägung aufweisen, für die Sie und der Pianist Günter Ludwig von der Musikhochschule in Köln verantwortlich sind. Bitte beschreiben Sie die Gestalt und die Ziele der Hofheimer Musiktage.


Alois Kottmann:
Mir kommt das Verdienst, die Hofheimer Musiktage gegründet zu haben, nicht allein zu. Ein wesentlicher Anstoß kam von Seiten des Hofheimer Bürgermeisters Friedrich Flaccus, der an mich herantrat und mich aufforderte, so etwas wie "Musiktage" oder einen "Musikalischen Sommer" ins Leben zu rufen. Nach einigem Zögern griff ich die Idee auf, wobei "ich" eigentlich "wir" heißen müsste: Günter Ludwig und ich. In intensiven Vorgesprächen entwickelten wir folgendes Konzept: Die Hofheimer Musiktage sollen dadurch ihr eigenes, möglichst unverwechselbares Gesicht erhalten, dass sie verschiedenen, freilich gleichrangigen Zielen verpflichtet sind. Wie zahlreiche Musiktage, Meisterkurse, Fortbildungsveranstaltungen anderer Städte sollten auch die Hofheimer Musiktage Studenten Gelegenheit geben, sich auf ihrem Instrument, in unserem Fall also auf Violine oder Klavier, fortzubilden.
Ein weiteres Ziel bestand bzw. besteht darin, die Kursteilnehmer von Anfang bis Ende der Musiktage in Kontakt mit der Öffentlichkeit zu bringen. Nicht nur die abendlichen Konzerte sind öffentlich, sondern auch die Kursarbeit selber. Wir begrüßen es sogar, wenn sich Zuhörer – ich meine interessierte Laien - in die Kursarbeit einschalten, etwa den Sinn von Lehrmethoden befragen oder Probleme der künstlerischen Interpretation mit den Lehrern und mit den Studenten in einem Gespräch behandeln. Für solche Dinge muss einfach Zeit sein, müssen Musiktage ein Podium bieten. Wir suchen also ganz gezielt das Gespräch mit der Öffentlichkeit und weisen damit indirekt auf die gesellschaftliche Stellung der Musik hin: Musik - eine öffentliche Angelegenheit. Das dritte wesentliche Ziel, das wir von Anfang an in Hofheim verfolgt haben, bestand darin, der praktischen instrumentalen Arbeit eine Art wissenschaftlichen Rahmen zu geben. Vielleicht ist das Wort "wissenschaftlich" etwas hoch gegriffen, doch wollten wir uns entfernen von jener Art des Instrumentalunterrichts, die sich - überspitzt gesagt - letztlich im Manuellen erschöpft. So haben wir von Anfang an auch solche Lehrer in die Kursarbeit eingebunden, die mit den Kursteilnehmern Kompositionen besprachen, Kompositionen analysierten, den jeweiligen Komponist oder die jeweilige Komponistin ins Blickfeld nahmen und damit jenes Feld bestellten, das für eine künstlerisch überzeugende Interpretation unverzichtbar ist.
Wir waren von Anfang an - so möchte ich formulieren - an "gebildeten" Musikern interessiert. Zur musikalischen Bildung gehört meines Erachtens unabdingbar ein gediegenes musikalisches Wissen.
Das letzte Ziel, dass ich hier ansprechen möchte, ist zu umreißen mit dem Begriff "prozessual". Uns ging es von Anfang an darum, die Kursteilnehmer selber erfahren zu lassen, dass sie sich während der Musiktage gewissermaßen verändern, dass die tagtägliche konzentrierte Arbeit – fast möchte ich hier von einem "Trainingscamp" sprechen - die Persönlichkeit des Einzelnen berührt und sie im Rahmen des zeitlich Möglichen verändert. Wir haben auch die Beobachtung gemacht, dass all die Elemente, mit denen die Kursteilnehmer während der "Hofheimer Musiktage" sich konfrontiert sahen, die jeweilige Persönlichkeit tatsächlich tangierten und die Individualität des Einzelnen profilierter hervortreten ließ. Ich brauche nicht hervorzuheben, wie wichtig für künstlerisch überzeugendes Musizieren gerade das individuelle Moment ist.


     
 
www.alois-kottmann.de