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Albrecht Goebel:
Sie blicken auf eine 40-jährige Tätigkeit als Konzertgeiger, Orchesterleiter und nach wie vor gefragter Violinlehrer zurück und sind durchaus als eine Musikinstitution in der Region Rhein-Main zu bezeichnen. Allein die ca. 20 Jahre währenden und von Ihnen geleiteten "Internationalen Hofheimer Musiktage" zeugen davon. Was ist Ihr ganz persönliches Credo in Sachen Violinspiel?


Alois Kottmann:
Musik zu interpretieren bedeutet für mich, geistige Botschaften zu vermitteln. Die Musik als Metasprache gibt dabei der individuellen Fantasie einen weiten Raum. Umgekehrt betrachtet ist die Darstellung von Musik viel mehr als der Erweis instrumentaler Virtuosität. Der geistig-seelische Kontext, in den das Musizieren wesentlich eingebunden ist, aus dem es lebt und seine Unverwechselbarkeit gewinnt, widerstrebt zugleich jeglicher Show im Sinne äußerlicher Effekte. Speziell für das Violinspiel rufe ich in Erinnerung, dass die Geige ein zutiefst singendes Instrument ist. Diese Tatsache sollte jede mechanische Art der Tonbildung ausschließen. Notwendig scheint mir vielmehr der unablässige Versuch, den Geigenton individuell zu modellieren und dabei durchaus von vokalen Vorbildern auszugehen. Wer etwa eine exponierte Geigenkantilene wiedergeben möchte, kann sich an der individuellen Klangfärbung eines Soprans oder eines Tenors ausrichten, und wer sich etwa einer polyphonen Passage aus Bachs Solo-Partiten zuwendet, tut gut daran, die einzelnen Stimmen mit menschlichen Stimmlagen gleichzusetzen.
Er gewinnt für den Geigenton auf solche Weise jene Sanglichkeit, die gerade der Violine eigen ist und sie seit 400 Jahren zu einem führenden Instrument gemacht hat. Dies setzt beim Geiger ausdauerndes Studieren voraus, eine Bemühung freilich, für die er und sein Publikum künstlerisch reich belohnt werden.

Das Orchester April 2003


     
 
www.alois-kottmann.de