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Förderer von Individualität und Ausdruck
Albrecht Goebel im Gespräch mit Alois Kottmann über Max Rostal


Max Rostal (1905-1991) gehört zu den bedeutendsten Violinvirtuosen des 20. Jahrhunderts. Auch als Geigenlehrer machte er sich einen internationalen Namen und beeinflusste die Violinpädagogik des vergangenen Jahrhunderts nachhaltig. Einer seiner Schüler, der ihm später auch freundschaftlich verbunden war, ist der ebenfalls unterrichtende Frankfurter Violinist Alois Kottmann (geboren 1929). Im folgenden Interview erinnert er sich an Rostals Arbeit.

Albrecht Goebel:
Was sind Ihre Erinnerungen an Max Rostal, wo kam er her, wo wirkte er, wie haben Sie ihn erlebt?


Alois Kottmann:
Ich studierte an der Frankfurter Musikhochschule bei der Flesch-Moodie-Schülerin Marie Louise Graef-Moench. Sie war es, die mir Rostals Meisterkurse in Strobl am Wolfgangsee empfahl. Ich folgte ihrem Rat, fuhr nach Österreich und lernte ihn - den früheren Assistenten von Carl Flesch - 1956 als Lehrer kennen. Sogleich fielen mir seine sensible Achtung vor der Persönlichkeit des Schülers und seine Aufrichtigkeit auf. Rostal stammte aus dem südschlesischen Teschen, wo er 1905 zur Welt gekommen war. Als Wunderkind bereiste er seit seinem sechsten Lebensjahr zahlreiche Städte Mitteleuropas. 1913 brachten ihn seine Eltern nach Wien, wo er bei angesehenen Violinisten, darunter Arnold Rosé, dem Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und Primgeiger des Rosé-Quartetts, studierte. Entscheidend für seine Ausbildung wurde ab 1920 Carl Flesch, der legendäre Violinpädagoge der Berliner Musikhochschule. 1928 wurde Rostal dann der Assistent Fleschs sowie drei Jahre später Violin-Professor, ein Mann von gerade 26 Jahren! Die Regierungsübernahme durch die Nationalsozialisten zwang Rostal, sein Amt an der Berliner Musikhochschule aufzugeben und Deutschland zu verlassen. Er wandte sich an England und fand dort nach entbehrungsreichen Jahren eine Stelle an der Guildhall School of Music. 1957 erreichte ihn ein Ruf auf eine Professur an der Kölner Musikhochschule, deren Kollegium er bis 1970 angehörte. Daneben wirkte er regelmäßig am Berner Konservatorium. In der schweizerischen Hauptstadt nahm er auch seinen ständigen Wohnsitz. Nach seiner Emeritierung intensivierte er sein Wirken als Geiger des Kölner Trios, veranstaltete Meisterkurse in zahlreichen Ländern und wurde zu einem der - so möchte ich es im Rückblick bewerten - bekanntesten Geigenlehrer Europas.


     
 
www.alois-kottmann.de